Die Bedürfnisse des Neugeborenen in den ersten Stunden seines Lebens



von Pat Törngren


Im Zusammenhang von Geburt lag traditionell ein besonderes Augenmerk auf jenen Faktoren, die mit dem körperlichen Wohlergehen der Mutter und des Kindes im Zusammenhang stehen. Zu begrüßen ist in diesem Zusammenhang das neuentstandene Interesse an der Hausgeburt, Bemühungen, die Geburt im Kreis von Angehörigen zu fördern und zu ermöglichen, die „Kangaroo Mother Care“ - Bewegung und die Einrichtung von babyfreundlichen Stationen in den Krankenhäusern. Neben der Gewährleistung von Sicherheit und einem hohen medizinischen Versorgungsstandard haben jedoch diejenigen Umstände, welche die emotionale Gesundheit und Wohlbefinden der Mutter und ihres Kindes beeinflussen, eine ebenso große Bedeutung.


Die Bedeutung der Beziehung zwischen der Mutter zu ihrem Neugeborenen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Hier haben wir die Keimzelle, aus der heraus sich jede menschliche Beziehung entwickelt. Wie Untersuchungen in den vergangenen 25 Jahren ergeben haben, ist der Kontakt, den eine Mutter und ihr Baby zueinander in den ersten Stunden nach der Geburt entwickeln, in der Lage, prägende Muster zu bilden, die in späteren Stadien nur noch sehr schwer verändert werden können. Es ergeben sich daraus dringende Fragen in Bezug auf die in vielen Geburtsabteilungen immer noch gängige Praxis, Mutter und Kind unmittelbar nach der Geburt zu trennen. Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Auswirkungen, die diese Vorgehensweise speziell auf das Mutter/Kind-Verhältnis haben kann.

Standart in den meisten Krankenhäusern ist, das Neugeborene unmittelbar nach der Geburt weg zu nehmen und die Mutter zur Erholung in einen Ruheraum zu bringen. Allenfalls in etwas fortschrittlicheren Häusern ist es der Mutter eventuell erlaubt, noch auf dem Gebärtisch kurz zu stillen, aber all zu schnell wird das Kind weggenommen und in die zentrale Säuglingsstation gebracht, wo es allein in ein Kinderbettchen gelegt wird. Dort muss es dann isoliert verweilen, bis der offizielle Zeitplan der Einrichtung es gestattet, dass es zum Füttern zur Mutter gebacht wird. ( Entsprechend dem jeweiligen Plan der Klinik kann das eine Wartezeit von bis zu drei Stunden bedeuten ). Darüber hinaus, falls das Baby am ersten Tag unter besonderer Beobachtung ist, kann die Zeit der Trennung von der Mutter sich auch über Stunden länger dehnen. In einigen Krankenhäusern sehen die Mütter, die während der Geburt Beruhigungsmittel erhalten hatten, ihr Kind überhaupt das erste Mal, erst wenn es schon 12 Stunden alt ist.

Klaus und Kennell ( 1976 ) haben das Phänomen der Mutter/Kind Verbindung intensiv untersucht. Ihre Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass der gegenseitige Austausch der Mutter mit ihrem Kind, in dessen ersten Stunden des Lebens, für zumindest die folgenden fünf Jahre einen sehr wichtigen Einfluss auf ihre Haltung ihm gegenüber hat. Man weiß noch nicht, wie lange genau diese sensitive Phase andauert, aber die Annahmen gehen dahin, dass sie nach drei bis vier Stunden nach der Geburt ihre Prägekraft verliert ( Spezzano & Waterman, 1977 ). Wenn es dann keinen Kontakt zwischen der Mutter und dem Neugeborenen gab, kommt eine angemessene Verbindung nicht kaum noch zustande. Haben dagegen die Mutter und der Säugling mehr oder weniger unterbrechungslosen Kontakt in dieser Phase, dann wird eine starke Mutter /Kind Bindung ausgebildet und die Mutter empfindet auch über die sensitive Phase hinaus mütterliche Gefühle.

Gleich nach einer Geburt ohne Beruhigungs- und Schmerzmittel sind sowohl die Mutter wie das Baby für einige Stunden in einem wachen und aufnahmebereiten Zustand. Während dieser Zeit sind Berührung und Augenkontakt von vitaler Bedeutung. Die Mutter verbringt viel Zeit damit, das Baby mit dem Gesicht zu sich zugekehrt zu halten und spricht es in einem besonderen Tonfall an. Das Baby schaut zur Mutter und folgt dabei ihren Augenbewegungen. Dies löst wiederum eine Rückantwort bei ihr aus. Ebenso sind Töne und Gerüche wichtige verbindungsschaffende Elemente. Eine Mutter, die eine Verbindung zu ihrem Baby aufbauen konnte, ist oft aufgrund eines einzigen Schreies in der Lage, ihr Baby in einer Gruppe nur an seiner Stimme zu erkennen. Wenn das Baby das erste Mal die Brust angeboten bekommt, leckt und schmeckt es die Nippel, bevor es zu saugen anfängt und wird später die Mutter an ihrem Geruch erkennen können.

Wenn diese sehr frühe Verbindung zustande gekommen ist, wird das Baby, das sonst in fremden Händen schreit, sowie es wieder in die seiner leiblichen Mutter zurückgegeben ist, zur Ruhe kommen. Die Mutter, die das Kind bei sich im Arm liegen hat, fühlt, dass der Höhepunkt der Geburt vorbei ist und ihm nun eine Zeit folgt, in dem sie in stillem Nahesein ihr Kind kennen lernen kann. Jede Frau, die das erfahren durfte, beschreibt es als ein zutiefst erfüllendes Erleben. Es vermittelt ihr ein starkes Gefühl der Verbindung mit dem Baby und positive Gefühle über sich selbst als Mutter. Dazu kommt ein intensiver Gefühl dafür, dass dieses Kind wirklich ihr eigenes ist.


Die Auswirkungen der Trennung auf die junge Mutter

Klaus und Kennell waren die ersten Forscher, die einen Zusammenhang zwischen der unmittelbaren Mutter/Kind- Trennung nach der Geburt einerseits und späterem Missbrauch andererseits vermutet haben. Sie fanden beispielsweise eine besonders hohe Anzahl prügelnder Mütter in der Gruppe jener Kinder, die als Frühgeburt auf die Welt gekommen waren und die ersten Stunden weit weg von ihren Müttern in einem Inkubator verbracht hatten. Ebenso gaben Mütter, die von ihren neugeborenen Babys getrennt waren, ihre Kinder mit größerer Wahrscheinlichkeit im Lauf des ersten Jahres zur Adoption frei – selbst wenn die Schwangerschaft geplant war und die Mutter sich auf das Kind gefreut hatte.

Folgende Äußerung ist typisch für diese Mütter “Oh, es ist so ein entzückendes Kind, aber irgendwie fehlt mir das rechte Gefühl zu ihm. Es könnte irgend jemandem gehören. Ich hatte nie das Gefühl, dass es wirklich mein Kind ist“. Falls jedoch das Kind, noch auf dem Gebärtisch/ -Stuhl, in die Arme der Mutter gegeben worden war und die ersten drei, vier Stunden des Lebens in Hautkontakt mit ihr verbracht hatte, gab es solche Gefühle nicht.

Bricklin ( 1975 ) schlägt vor, dass, wenn diese erste Verbindung, [„bonding“] nicht stattfand, aber die Mutter in der Lage ist, das Fehlen mütterlicher Gefühle wahrzunehmen, dass sie dann sobald als möglich dem Kind die Brust gibt und sie sich dabei bewusst auf die Näheempfindungen einlässt, die dieser Austausch mit sich bringt. Diese Autorin ist der Ansicht, dass die starke Verbindung, die das Stillen bedeutet, zu einem gewissen Grad das schon entstandene Defizit ausgleichen kann und dazu beiträgt, den emotionalen Spalt zwischen der Mutter und dem Kind zu schließen. Das Problem dabei ist allerdings, dass viele der Mütter, die wenig ersten Kontakt zu ihrem Baby hatten, sich eher gegen das Stillen entscheiden.

Mütter, die gleich nach der Geburt viel Kontakt zu ihrem Baby hatten, lassen es sich dagegen in aller Regel nicht nehmen, ihr Kind auch zu stillen. Die weitere Beobachtung dieser Mütter ergab, dass deren Babys mit weniger Wahrscheinlichkeit missbraucht, verlassen, vernachlässigt oder unangemessen versorgt wurden ( Spezzano & Waterman, 1977 ). Diese Mütter waren, gemessen nach einem Monat, mehr zugewandt- umsorgend und hatten mehr Augenkontakt mit den Babys als die Mütter in der Kontrollgruppe, die nach dem Standardverfahren der Kliniken betreut worden waren. Darüber hinaus nahmen die Babys der Versuchsgruppe schneller an Gewicht zu, schrieen weniger und lächelten öfter als die in der Kontrollgruppe. Die Wahrscheinlichkeit für Stillen war noch nach einem Jahr unter den „kontaktintensiven“ Müttern höher als in der Gruppe der „kontaktarmen“. Anlässlich einer kinderärztlichen Untersuchung waren sie es auch, die dem Kind mehr Trost zukommen ließen.

Sogar noch nach fünf Jahren waren die Unterschiede in beiden Gruppen augenfällig. Die Kinder, die viel Kontakt gehabt hatten, waren in einem allgemein besseren Zustand und hatten einen höheren IQ als wie die Kinder der Kontrollgruppe. Ebenso erreichten sie in Sprachfertigkeitstests höhere Werte. Zumindest kann nach all dem gesagt werden, dass die beobachtbaren Unterschiede zwischen den beiden Gruppen weitgehend damit in Zusammenhang stehen, dass offenbar Mütter mit intensivem Erstkontakt, infolge der genügend festen Bindung an das Kind, diesem auch entsprechend positiv fördernd begegnen.

Gut bezeugt im Tierreich ist der Umstand, dass in fast allen Fällen, wenn frischgeborene Säugetiere von der Mutter gleich nach der Geburt weggenommen werden, diese Jungen dann von der Mutter ausgestoßen, wenn nicht sogar getötet werden. Gleiches trifft zu, wenn eine Tiermutter ihre Jungen in Anästhesie zur Welt bringt und sie ihr dann, sowie sie wieder wach ist, präsentiert werden. Ohne weitere Forschung sollten diese Beobachtungen nicht verallgemeinert werden, aber die Möglichkeit des Vorhandensein ähnlicher Wirkungszusammenhänge beim Menschen besteht.

Einen wichtigen Unterschied gibt es jedoch. Menschen können nachzudenken und Vernunft walten lassen. Infolge dessen wird eine Mutter ihr Baby kaum offen zurückweisen oder im Stich lassen. Eher mag sie vielleicht, die erwartet hat, einen Ausbruch von Liebesgefühlen und Mutterstolz zu empfinden, sich ernüchtert und enttäuscht fühlen, wenn sie das erste Mal ihr dann schon einen Tag altes Baby zu Gesicht bekommt und sie nichts dabei empfindet. Vielleicht ist sie sogar bestürzt und hat Schuldgefühle, weil sie offenbar nicht ihrem eigenen Ideal, wie eine Mutter sein sollte, entspricht. Sehr oft ist sie dabei hilflos und weiß nicht, was zu tun ist, einfach weil sie den Grund ihrer Gefühlslage nicht kennt. Am Ende reagiert sie vielleicht sogar mit Ablehnung auf das Baby, weil sie es als den Grund der eigenen Enttäuschung und Schuldgefühle betrachtet. Wenn dann diese Zurückweisung selbst wiederum noch mehr Schuldgefühle auslöst, haben wir es mit einem sich selbst verstärkenden Teufelskreis zu tun. Die Folge dessen ist in vielen Fällen Erschöpfung und Depression.

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, was Fürsprecher der Hausgeburtsbewegung, die ja weltweit immer mehr Anhänger hat, zu berichten wissen, dass nämlich nachgeburtliche Depressionen bei Müttern, die zu Hause geboren haben, so gut wie unbekannt sind. Dabei kommt es nämlich in der ersten Lebenswoche äußerst selten dazu, dass das Neugeborene längere Zeit von der Mutter getrennt wird. Eines der Probleme, die sich regelmäßig ergeben, wenn im Krankenhaus eine Mutter und ihr Baby getrennt waren und eine feste Bindung sich nicht ausbilden konnte, ist, dass anscheinend der Mutter das instinktive Wissen, wie sie mit dem Baby umgehen soll, weitgehend fehlt. Man kann dann erwarten, dass diese Situation in dem Moment kritisch wird, wenn die Mutter das Krankenhaus verlässt, um ab da das Baby zu Hause allein zu versorgen. Es besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sie mit der Situation schlecht zurecht kommt, erschöpft und deprimiert ist und sie sich am Ende noch Vorwürfe macht, keine gute Mutter zu sein.


Die Auswirkungen der Trennung auf das Neugeborene

Bis in die siebziger Jahre gab es so gut wie keine subjektiven Informationen über die Gefühle des Babys während der Geburt und in der unmittelbaren Zeit danach. Mit dem Aufkommen der Primärtherapie begannen viele Klienten sehr frühe Erfahrungen wiederzuerleben, einschließlich die ihrer Geburt und des ersten Tages in ihrem Leben. Sie konnten in allen Details über die für sie schmerzlichen und traumatischen Erfahrungen berichten und für sich deren Zusammenhang mit lebenslang gestörten Verhaltensmustern herstellen.

Eines der besonders schrecklichen Traumen, wie viele Primärpatienten es wiedererlebt haben, ist das Weggenommenwerden von der Mutter unmittelbar nach der Geburt. Instinktiv „weiß“ das Baby, dass es ohne seine Mutter nicht überleben kann. Selbst völlig hilflos, hängt sein Überleben ganz und gar von ihr ab. Das Baby fühlt instinktiv und unwillkürlich, dass es wird sterben müssen, wenn es die Verbindung zu ihr verliert. Unmöglich, ihm begreiflich zu machen, dass es jetzt nicht verlassen wurde sondern bloß in die Zentrale Säuglingsbetreuungsabteilung gebracht wurde und dass es später dann schon wieder seine Mutter zu Gesicht bekommen wird. Das Baby ist in keiner Weise im Stand zu begreifen, was mit ihm passiert, oder zu wissen, dass die Trennung und das Verlassenwerden, die es erlebt, nicht von Dauer sein wird. Um diesem Schmerz der quälend langen Stunden ohne seine Mutter zu entkommen hat es nur eine Wahl - in Schlaf zu versinken.

Menschen, die in ihrer Primärtherapie dieses spezielle Trauma wiedererlebt hatten, erkannten, dass diese Art der Abwehr für sie charakteristisch wurde und dass sie immer weiter den Schlaf als Vehikel zur Flucht benutzten, wenn immer die [ innere ] Realität zu schmerzlich wurde. Oft wird der Schmerz, im Kinderbettchen allein liegen gelassen zu sein, auch körperlich empfunden, wenn er wiedererlebt wird. So sagt beispielsweise ein Klient: „Ich fühlte den Schmerz am ganzen Körper, weil ich da auch verletzt worden war. Ich wollte gehalten werden, ich brauchte das - um zu spüren, dass ich nicht gerade einem einsamen Sterben überlassen wurde. Das war es, was ich auch bis heute versucht habe, von meinen Partnern zu bekommen und kein Wunder, dass ich keine feste Beziehung haben konnte. Regelmäßig klammerte ich mich an Leute, aus Angst davor, von ihnen verlassen zu werden. Ich habe mich nicht wie ein Erwachsener verhalten, ich war noch immer der verletzte, allein gelassene Säugling“.

Wie eine andere Klientin berichtete, erlebte sie bald in ihrer Therapie, wie sie in ihrem Kinderbett gelegen und verzweifelt auf das Geräusch von Schritten gelauscht hatte, die sie zu ihrer Mutter brächten, wo sie gehalten und gefüttert würde. Die Schritte näherten sich - aber anstatt bei ihr zu halten, gingen sie weiter. Und wieder war sie mit diesem schrecklichen Einsamkeitsgefühl allein. Ihr blieb nur, zu schreien und zu hoffen, es könne ihr so gelingen, dass jemand auf sie aufmerksam wird. Und das, wurde ihr später klar, war auch, was sie ihr ganzes Leben getan hatte, spektakuläre Sachen zu unternehmen, um so zu versuchen, als Person und mit ihren Bedürfnissen gesehen zu werden, angetrieben von der Angst übersehen oder vergessen zu werden. Das darunterliegende Gefühl war “Ich muss auf mich aufmerksam machen – sonst sterbe ich“.

Ich selbst entdeckte in meiner Therapie die Verbindung dazu, wie verunsichert ich mich in engen Verbindungen immer fühlte. Egal, wie gut Beziehungen in der Gegenwart auch liefen, trotzdem hatte ich immer das Gefühl, sie würden bestimmt nicht halten. Eines Tages gelang es mir, die Verbindung zu finden und die führte zu einer ganz frühen Erfahrung in dem Krankenhaus, in dem ich zur Welt gekommen war. Ich lag da in der Säuglingsstation und wurde jeweils nur kurz meiner Mutter zum Füttern gebracht. Jedes Mal, wenn ich ihr übergeben wurde, hatte ich das Gefühl, endlich sei jetzt der Schmerz und die Qual der Einsamkeit vorbei. Und sowie ich begann, mich in ihren Armen sicher und beschützt zu fühlen, wurde ich wieder weggenommen und zu Säuglingsstation gebracht. Diese oft wiederholte Erfahrung, gab mir das Gefühl „es ist zwecklos, mit jemandem vertraut zu werden, denn sowie ich mich darauf einlasse, wird mir derjenige wieder entrissen“.

Die Geburt ist für das Neugeborene ein enormer Umbruch. Mehr als irgend sonst braucht das Baby während den Stunden nach der Geburt die Wärme und Wohltat in der körperlichen Nähe seiner Mutter. Die ihm vertrauten Geräusche ihres Herzschlags und ihres Atems sind etwas, das es kennt. Sie stellen so etwas wie ein Kontinuum her zwischen dem vorherigen Erleben in der Gebärmutter und der neuen Situation, an die es sich erst gewöhnen muss. Der andauernde körperliche Kontakt gibt dem Baby das sichere Gefühl, dass seine Mutter es nicht verlassen wird.

Das Baby braucht auch die Gewissheit, dass die Mutter alle seine Bedürfnisse erfüllt, so, wie sie auftauchen. Woraus folgt, dass sie darauf eingehen sollte, wann immer das Kind durch Schreinen diese Bedürfnisse ausdrückt und es füttern, wann immer es hungrig ist. Die Mutter und die Brust der Mutter sind eine Quelle für Nahrung, Wärme und Wohlgefühl für das kleine Baby – es sollte sicher sein, dass Mama für es da ist, wenn immer es sie braucht. Dies erfordert das Vorhandensein von Rooming-In- Einrichtungen für die gemeinsame Unterbringung von Mutter und Baby im Fall einer Krankenhausgeburt. Nach Möglichkeit sollte eine Geburt auch anästhesiefrei erfolgen, so dass die Mutter nach der Geburt wach ist und unmittelbar in der Lage, sich um ihr Baby zu kümmern.


Zusammenfassung

Wenn auch die Trennung der Mutter und des Neugeborenen und andere Praktiken, wie oben beschrieben, nicht ausschließlich für die Entstehung späterer Neurosen verantwortlich gemacht werden können, so legen sie doch oft schon sehr früh das Grundmuster für die Störungen, die den Kern späterer Probleme ausmachen. Während einerseits das Zustandekommen derartiger früher Traumen Stunden, allenfalls Tage in Anspruch nimmt, benötigen die daraus erwachsenen Probleme nicht selten Jahre und kostspielige Therapienanstrengungen, um sie zu lösen. Wie auch die Primärtherapie gezeigt hat, kann es Jahre dauern, bis Schmerzen ersten Grades [first line pain], die also während der Geburt und in den wenigen ersten Tagen danach erfahren und angelegt wurden, zu integrieren. Es kann kein Zweifel bestehen, dass wir besser beraten sind, diesen Problemen durch Schulung und Sensibilisierung vor zu beugen als uns nachher mit Versuchen zur Heilung derartiger Traumata abmühen müssen.

Im Zusammenhang von Geburt lag traditionell ein besonderes Augenmerk auf jenen Faktoren, die mit dem körperlichen Wohlergehen der Mutter und des Kindes im Zusammenhang stehen. Zu begrüßen ist in diesem Zusammenhang das neuentstandene Interesse an der Hausgeburt, Bemühungen, die Geburt im Kreis von Angehörigen zu fördern und zu ermöglichen, die „Kangaroo Mother Care*“ - Bewegung und die Einrichtung von babyfreundlichen Stationen in den Krankenhäusern. Dieser Text von Pat beruht auf einem von ihr jetzt überarbeiteten und aktualisierten Fachartikel, der erstmals 1978 in einer Fachzeitschrift veröffentlicht worden war.
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Mehr Informationen über „Kangaroo Mother Care“ finden sich in einem Artikel über KMC im Internet unter www.primal-page.com/d-bergma.htm

Ich widme diesen Artikel meinem Freund und „Primal Buddy“ Helmut Viehmann, der mich auf die Arbeiten von Klaus und Kennell hingewiesen hatte, als wir zusammen im Primal Institute in L. A. 1977 Therapie machten. Dies führte, im Alter vom Mitte dreißig, zu einer Änderung meiner beruflichen Laufbahn: Ich wurde Geburtspädagogin des American Institutes of Family Relations. In der Folge dessen konnte ich viele Jahre meines Lebens mit werdenden Eltern arbeiten und sie darin unterweisen, die sehr realen und weithin missverstandenen primären Bedürfnisse ihrer Babys zu erfüllen.

Referenzen:

Klaus, M.H. and Kennell, J.H. (1976) "Maternal-Infant Bonding: The impact of Early Separation or Loss on Family Development". Mosby, Saint Louis.

Spezzano J. and Waterman, C. (1977): "The First Day of Life" in Psychology Today, December 1977.

Bricklin, A. (1975): "Mother Love: The Book of Natural Childrearing". Running Press, Philadelphia.

[This article is based on an updated version of an article originally written by Pat and published in a psychology journal in 1978]


Über die Erfahrungen einer misshandelten Kindheit zu sprechen ist oftmals der erste Schritt auf einem langen Weg die unsichtbaren Wunden zu heilen. Sieglinde W. Alexander ist der Moderator einer Deutschen Yahoo-Supportgruppe für Erwachsene die als Kinder misshandelt wurden. http://de.groups.yahoo.com/group/aaacworld http://de.groups.yahoo.com/group/aaacworld


EMaK www.emak.org ist eine Webseite für Erwachsene Misshandelt als Kinder. Über die Erfahrungen einer misshandelten Kindheit zu sprechen ist oftmals der erste Schritt auf einem langen Weg die unsichtbaren Wunden zu heilen.

-- Sieglinde W. Alexander


Übersetzung: Reinhold W. Rausch


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